Die Klassiker von Stress und Unruhe
„Stress-Klassiker“ unter den Stresssymptomen sind rote Augen. Diese werden beim Welpen sehr häufig mit einer entwicklungsbedingten Bindehautentzündung verwechselt, blaue Zunge, weißer (zäher) Speichel – leicht zu merken als „Trikolore“. Dazu kommt die Bildung kleiner, staubartiger (im Unterschied zu normalen, fettig-flockigen) Schuppen.
Stressvorboten sind zurückgelegte Ohren (erste Unsicherheit), feste Muskeln und flache Atmung. Dazu kommen vermehrtes Schlucken, Hecheln und Schütteln, und der Hund sendet (milde) Beschwichtigungssignale aus.
Unruhe ist ein klassisches Zeichen von chronischem Stress. Der Hund ist nervös, ruhelos, besonders schreckhaft und hyperaktiv. Häufig werden diese Symptome im Hundesport mit sogenannter „Triebigkeit“ verwechselt.
Unter Stress treten veränderte Körperfunktionen auf wie z. B. das Penisausfahren beim Rüden, vermehrtes Urinieren (ist kein Markieren und auch kein Zeichen von Dominanz), Koten, Durchfall und Erbrechen.
Zu den stressbedingten Erkrankungen zählen Allergien, Hautprobleme, Haarausfall, Appetitlosigkeit und Gewichtsverlust ebenso wie Fresssucht und unangenehmer Körpergeruch.
Es treten unangemessene Verhaltensweisen auf wie Zittern (Adrenalin), permanentes Aufreiten, übertriebene Körperpflege (Lecken und Benagen), vermehrtes Bellen/Jaulen, Zerkauen/Zerbeißen von Dingen, hektisches Herumschnappen, In-die-Leine-Beißen und Übersprunghandlungen wie z. B. vermehrtes Kratzen.
Letztlich führt chronischer Stress zu abnormem Verhalten wie dem Fixieren von Dingen („[unsichtbare] Fliegen-Tick“), Hypersexualität, Passivität bis hin zur Lethargie und Stereotypien wie Im-Kreis-Rennen, Schwanzjagen, autoaggressives Verhalten (sich wund lecken, beißen, knabbern) und monotones Bellen.
Stress – Welche Situationen können konkret Stress auslösen?
In Anlehnung an die Maslowsche Bedürfnispyramide müssen Bedürfnisse in folgender Reihenfolge erfüllt werden:
1. körperliche Grundbedürfnisse (Existenzielles)
2. Sicherheitsbedürfnis (Ordnung, Schutz vor Gefahren)
3. soziale Bedürfnisse (Umwelt, Familie)
4. Individualbedürfnisse (Wertschätzung, Anerkennung, Lob)
5. kognitive Bedürfnisse (geistige Anforderungen, Leistung)
6. Entwicklung (Talententfaltung)
Die Nichterfüllung von Bedürfnissen löst stets Stress aus!
Beispiele für Stressoren sind
• Körperlich:
– Hunger, Durst, Hitze, Kälte
– Rennen, Hetzen, Jagen
– körperliche Über- oder Unterforderung
– zu wenig Schlaf oder Ruhe
– Schmerzen
• Sozial:
– häufiges Alleinsein
– soziale Isolation
– „Überfüllung“
– Konfrontationen
– feindseliges Umfeld
• Umweltbezogen:
– Lärm, Trubel
– Unbekanntes, Neues
– Angstbesetztes
– tatsächliche Bedrohung/Gefahr
– Reizüberflutung bzw. -deprivation
• Leistungsbezogen:
– Über- oder Unterforderung
– Langeweile
– Leistungsdruck
– Versagensangst
– Strafe
• Psychisch:
– Erwartungsunsicherheit
– unkontrollierbare Lebenswelt (also einfach der Hundealltag!)
– gröbere Veränderungen
– Ängstlichkeit (Angst vor der Angst)
– Konflikte
– Frustration
Während der Normalzustand eines Hundes von Ruhe, Gelassenheit, „Coping“ (Bewältigung), Impulskontrolle, bedachtem Handeln, Lernfortschritten und „guter“ Leistung geprägt ist, sind Hunde unter Stress erregt, reizbar, ängstlich, aggressiv, impulsiv und emotional. Es entstehen Lernblockaden, und die Leistungen sind vermindert.
Ich wünsche Dir viel Freude am lesen. Bei Fragen kannst Du uns gerne hier direkt schreiben.
Herzlichst, Hans & Team