Stress in der Hunde-Erziehung bewirkt den Ausgleich
Stress kann bereits zu Hause beginnen, wenn die Zeit schon knapp ist und der Mensch hektisch herumrennt, um nicht zu spät ins Training zu kommen. Auch die Autofahrt zum Hundeplatz kann „aufregend“ sein – im Positiven, wenn der Hund die Route schon kennt und sich auf das Training freut, im Negativen, wenn der Hund sich im Training nicht wohl fühlt.
Die Wartezeit vor dem Training kann den Hund stressen, weil bereits viele andere Artgenossen da sind, mit denen der Hund vielleicht gerne Kontakt aufnehmen möchte, während er brav neben seinem Frauchen sitzen muss, wie es sich am Hundeplatz gehört.
Nicht immer hat der Hund allerdings seine Artgenossen positiv verknüpft und möchte deshalb vielleicht lieber auf Distanz zu ihnen gehen, was er nicht darf, weil er ja brav neben seinem Frauchen sitzen muss.
Stress beim Trainer/Richter
Wer bewusst oder unbewusst Druck auf den Hundehalter ausübt, stressen damit auch den Hund, denn es darf nicht vergessen werden, dass es zu Stimmungsübertragungen vom Halter auf seinen Hund kommt.
(Anmerkung: Es ist wirklich allen Hundehaltern zu raten, sich seine(n) Trainer genau anzusehen und dabei aufs eigene „Bauchgefühl“ zu achten. Jeder Halter sollte sich stets folgende Fragen stellen: Leuchtet mir das, was der Trainer erzählt, ein und ist es auch guten Gewissens auf meinen Hund anwendbar?
Kann dein Trainer das Lernziel in einer Gruppe Fremdhunde, ohne Leine auch vorzeigen oder kommen da tonnenweise Ausreden? Zeigt mein Hund an, dass er sich bedrängt fühlt? Habe ich womöglich selbst nach dem Training ein schlechtes Gefühl?
Das richtige Lob
Lob durch Berührung kann einen Hund im Training stressen, auch wenn er ansonsten gerne gekrault wird. Dazu ein Beispiel: Ein Trainer empfahl einem Kursteilnehmer, zur Bestätigung seines Hundes nach dem Abrufen die flache Hand an die linke Seite seines Kopfes zu legen, also quasi über seinen Kopf hinweg zu greifen.
Klingt harmlos, ist es aber nicht. Der Hund versuchte zunächst, einen Schritt wegzugehen. Nachdem der Kursteilnehmer das Verhalten seines Hundes nicht zu deuten wusste und es am nächsten Übungstag wieder versuchte, sah der Hund keine andere Möglichkeit, als mit tiefem Vorderkörper seinen Kopf in die Wiese zu drücken, damit sein Mensch nicht noch einmal hinfassen konnte.
Hunde geraten auch in Stress, wenn sie die Unzufriedenheit ihres Hundehalters oder Trainers mit ihrer Leistung spüren. Den Hund nach einem missglückten Training/Turnier zu ignorieren, stresst ihn ebenfalls sehr.
Besondere Stressinduktoren
sind zudem alle bedrohlichen Ereignisse wie z. B. das Werfen von scheppernden Dosen, wenn der Hund sich beispielsweise gerade von seinem Halter entfernt, oder auch das Gebrüll als Bestrafung und vor allem die emotionale Unkontrolliertheit des Hundehalters.
(Längerer) Aufenthalt in der Box bei eher unsicheren Hunden kann gerade diese Hunde stressen und womöglich Trennungsangst erzeugen, wenn nicht in Ruhe geübt wurde.
Clickertraining in der Hundeerziehung – ein klares NEIN!!
Selbst Clickertraining – eigentlich ein „sanfter“ Weg in der Hundeerziehung – kann Hunde stressen. Der Hundehalter „fängt“ ein Verhalten mit dem Clicker ein und wartet natürlich darauf, dass der Hund dieses Verhalten erneut zeigt.
Der Hund weiß, er kann sich für „irgendetwas“ ein Leckerli verdienen, kommt aber nicht drauf, was genau von ihm erwartet wird. Häufig wird dann auch noch der Halter ungeduldig darüber, dass der Hund nicht tut, was er soll, und übt „Psychoterror“ auf ihn aus.
Es sind übrigens die wenigsten Menschen wirklich geeignet, zu clickern, da sie wollen, dass der Hund „gefälligst“ macht, was sie erwarten!
Anmerkung: „Wer Hans Schlegel kennt, weiß, dass er persönlich in der Hundeerziehung nichts vom Clickern hält und sich von der permanenten Clickerei mancher Hundeführer genervt fühlt.
Ein Hund, der nicht auf den Clicker konditioniert ist und ihn nicht positiv verknüpft hat, zeigt ebenfalls deutliche Zeichen von Verwirrung, wenn andere Leute auf dem Hundeplatz clickern, und ist stark abgelenkt!“
Große Gruppen – vor allem in Anfängerkursen – stressen die meisten Hunde, da sie ihre Individualdistanz nicht einhalten können.
Das kann auch am dauernden Gebell mancher Hunde festgestellt werden, wofür sie dann erst recht unter Druck gesetzt werden, statt dass der Hundeführer einfach mehr Abstand hält!
Ein Hundeplatz oder Hausbesuche sind GIFTSPRITZEN für die soziale Erziehung!
Eine beliebte Übung in Hundekursen ist das Slalomgehen bei Fuß durch die aufgereihten anderen Hundehalter mit ihren Hunden.
Auch hier wird einerseits permanent die Individualdistanz unterschritten und der Hund gezwungen, sich anderen Hunden gegenüber rüpelhaft zu präsentieren – also ohne Rücksicht auf ihre Körpersprache und ohne die Möglichkeit, selbst beschwichtigen zu können.
Fallweise bei gewissen Aggressionsmustern kann diese Übung sehr wertvoll sein, sofern der Hund ruhig sitzen kann und eine solide Beziehung zum Hundehalter verankert hat, aber nur dann!
Ein weiterer Stressfaktor ist die Reizüberflutung in vielen Welpenspielgruppen, in denen sich manche Trainer das Ziel gesetzt haben, die Welpen mit allem zu konfrontieren, was ihnen außerhalb des Hundeplatzes nie begegnet.
Anmerkung: „Diese in einer Gruppenarbeit zusammengetragene Aufzählung von Hundeplatzstressoren ist unbegrenzt erweiterbar und soll dazu anregen, den eigenen Hundekurs kritisch zu betrachten!“
Thema Hausbesuche – ist unnötige Arbeitsbeschaffung!
Zu diesem Thema werde ich mich in Kürze kritisch berichten!
Ich wünsche Dir viel Freude am lesen. Bei Fragen kannst Du uns gerne hier direkt schreiben.
Herzlichst, Hans & Team